6 Wochen Zurücksein

Die ersten Tage waren sehr sehr seltsam. Wir wandelten wirr und rauschhaft durch die vetrauten Gefilde und kamen nicht klar, wie wenig sich verändert hatte. Wir feierten ausgiebigst und auch immernoch unser wunderschönes Badezimmer. Verbrachten außerdem noch einige Tage im Wohnmobil bei den Großelternpaaren und im heimischen Wald bis unsere Betten im Schlafzimmer standen. Diese Betten sind so so gut! Unfassbar gut und weich und groß. Bis heute erfreuen wir uns am sanften abendlichen Rumoren der Spülmaschine und dem, für uns fast ausufernden, Raum in unserer Wohnung. Es ist mehr als großartig, wieder Freunde zu haben und viel mit anderen sprechen und teilen zu dürfen. Wir merken deutlich, wie sehr die Kinder, es genießen, Orte mehrmals zu besuchen und Menschen häufiger zu treffen. Letzte Woche hat Alma ihre beste Freundin aus Kita-Tagen auf dem Spielplatz wieder getroffen. Die beiden sahen sich schon von Weitem und Alma rannte los, um Julia zu begrüßen, wie es bisher eigentlich gar nicht ihre Art ist. Völlig ohne irgendeine sichtbare Art von Anlauf oder Überbrückung fingen die beiden einfach irgendwo da wieder zu spielen an, wo sie vor über einem Jahr vermutlich aufgehört hatten. Sie sind so süß. Vega ist jetzt viel sicherer und offener wenn sie einen Ort schon kennt. Sie weiß, wo es hingeht, kennt den Weg und rennt freudig voraus, wenn wir zum Spielplatz gehen. Es war für uns wirklich Zeit, wieder zurück zu kommen.

Aber wehmütig sind wir auch. Der Familienpsychostress - bei uns auch gern Mühle der Elternknechtschaft genannt - hat sich nicht verändert. Vega schläft sehr oft sehr katastrophal. Alma dreht manchmal ziemlich hart durch. Die Wohnung ist immer noch nicht fertig eingerichtet. Nach jedem Schwung Kartons versinken wir in innerem und äußerem Chaos. Und obwohl uns die Großeltern oft auf die Kinder aufpassen, kann ich an einer Hand abzählen, wie oft ich mal eine ganze Stunde lang konzentriert etwas arbeiten konnte. Wir hatten einige echt zermürbende Tage. Eigentlich wollen wir nur endlich mal richtig ankommen. Und nicht jetzt schon damit anfangen, das Meer zu vermissen. Das raue rauschende Meer. Ein wenig lost sind wir einfach noch und deswegen gibt es an dieser Stelle kein Fazit oder Rückbetrachtung oder so, weil wir selbstverständlich unsere Reise sehr sehr geil, spannend und intensiv fanden und fast alles ganz genauso nochmal machen würden, wenn wir die Zeit zurückdrehen würden. (Ich würde länger an weniger Orten bleiben.) Wenn aber jemand käme und sagte, "hier habt ihr noch ein Jahr Zeit, fahrt weiter", wir würden ablehnen. Man muss schon sagen, dass die Reise uns psychisch und physisch sehr oft extrem herausgefordert hat. Elternknechtschaftsmühle unter erschwerten Bedingungen eben. Aber dennoch war es schön. Raue Schönheit. Wie alle großen Dinge, nicht zu beschreiben.

 

Wir sprechen ab jetzt sowieso lieber wieder persönlich mit euch und sagen dann auch, wo es am Ende eigentlich am Schönsten war.

 

Zum Schluss noch kalte Fakten:

 

Kilometer insgesamt: 28699

- 27098 Auto

- 1601 Schiff

 

Spritliter insgesamt: 2663,46 (Diesel)

- Kosten insgesamt: 3115,44€

- Durchschnittsverbrauch: 9,83 l/100km

- Durchschnittskosten pro Liter: 1,17€

- teuerster Liter 1,69€ (Norwegen)

- Schnäppchen 0,03€ (Iran)

 

348 Nächte:

- im Wohnmobil 312

- in Ferienwohnung 31

- im Hotel 5

- auf Campingplatz 70

- auf Stellplatz 6

- frei 236

 

Die Welt ist ein sehr sehr freundlicher Ort.

 

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