Türkei Eins

Ruinen sind die besten Spielplätze
Ruinen sind die besten Spielplätze

Halbe Stunde später waren wir in Bodrum. Die Einreise verlief natürlich total unstressig, da außer uns nur noch ein anderes Auto auf dem Schiffchen war. Nach nicht mal einer Stunde durften wir weiterfahren. Und wie immer wurde auch nichts durchsucht, nur kurz reingeschaut. 

In Bodrum fuhren wir zum kleinen Campingplatz „Volo“, ein Tipp von Valerios und Nikas Bekannten, die dort auf sie warteten. Wir wurden gleich mit Abendessen empfangen und es war total schön, noch etwas zu plaudern. An nächsten Morgen durfte Alma die Hühner füttern, wir tranken Tee, quatschten mit Elvin und Margherite aus Frankreich, bedankten uns und fuhren auch schon weiter, da wir in 5 Tagen ein Date mit Marti Myra (All-inclusive) in Tekirova bei Kemer hatten. Die erste Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz einer wunderbaren Ruinenansammlung namens Stratonikea. Beim Nachmittagsspaziergang durch die Ruinen haben wir nur nette Leute getroffen. Ein Mann konnte auch deutsch und hat uns paar gute Archäologie-Infos gegeben. Abendessen haben wir uns bei einer älteren Lady neben den Ruinen geholt. Köstliche Riesenpfannkuchen, gefüllt mit Kartoffeln oder Käse-Spinat - Gözleme. Gab's mittlerweile schon öfter. 

Es war eine wirklich gelungene erste Ankunft in einem neuen Land. So eine dermaßen schöne Landung hatten wir bisher wohl nur in Albanien.

Die lykische Küste hat es uns sehr angetan und wir wären wohl auch länger geblieben - vor allem in Patara und am Strand von Izuzu, aber der Hotel-Urlaub ließ sich nicht verschieben.. und so schön auch der Zwangsurlaub auf Kos gewesen war, sehnten wir uns so sehr, wie noch nie zuvor, nach einer heißen Dusche. 

Zählt man das heiße Schlammbad vier Tage zuvor nicht mit, war unser letzter Kontakt mit sauberem und warmem Duschwasser nämlich mittlerweile schon drei Wochen her..

Zwischen den Mahlzeiten
Zwischen den Mahlzeiten

All-inklusive-Urlaub für Anfänger


Als wir mit unserem dreckigen Vehikel beim Hoteltor ankamen, wurden wir ganz schön ungläubig angeschaut, aber schließlich doch reingelassen und ein Typ im Golfauto bestand darauf, uns und unser „Gepäck“ zu unserem Haus zu fahren. Es waren nur 100m zu Fuß, aber es ließ sich nichts machen, wir konnten ihn nicht abwimmeln und ließen ihn das Golfauto mit unseren Plastiktüten und Stofftaschen beladen. Peinlichkeitsgrad 4, würde ich sagen, denn wenigstens hatten wir genug Kleingeld um ihm viel zu viel Trinkgeld geben zu können. 

Das Zimmer war wundervoll, kühl, ruhig und sehr groß. Ich teilte mir mit Vega das oberbequeme Kingsize und Manu und Alma hatten kleinere 1,20m Zustellbetten. Es war wirklich sehr gemütlich. 

Überhaupt war das ganze Hotel total schön. Die Häuser liegen nämlich in einem geschützten Pinienwald mit etwa 2000 Bäumen, verbunden durch kleine Wege in einem wunderschönen Park. Es heißt Marti Myra und liegt in Tekirova, südlich von Kemer - dem russischen Teil der türkischen Südküste. Einige Tage verbrachten wir in einem beduselten, immersatten Schwebezustand indem wir uns zwischen den köstlichsten Mahlzeiten die Zeit damit vertrieben, von Saftbar zu Miniclub zu flanieren und von den allabendlichen Baklava zu fantasieren. Verdammter Zuckerrausch. Wir duschten jeden Tag, Mari war beim Friseur und alles plätscherte trotz unschicker Garderobe relativ blamagefrei dahin bis schließlich die süße Alma beim Mittagessen Prinlichkeitsstufe 8 erreichte. Das, einfach indem sie ein großes Glas puren, obersüßen, türkischen Apfelsaft exte und nur wenige Minuten später ihr ganzes, bereits gegessenes, sehr üppiges Mittagessen fontänenartig über Tische, Stühle und ihre liebende Mutter verteilte. In drei Akten. 

Mit einem ebenso üppigen Trinkgeld erkauften wir uns Gnade und flüchteten ins Zimmer. 

Alles in allem: fressen und faulenzen und mit übermüdeten Kindern jeden Abend in's Restaurant gehen.. kann man machen, muss man aber nicht unbedingt. Es waren auch echt nervige oberdeutsche, islamophobe Lautlästerer da und viiiele Snobs. Es war aber trotzdem ein schöner Urlaub, denn es war sehr wenig los, die Mehrheit der Gäste war sympathisch und ruhig, es war total günstig und die Mitarbeiter waren supermegaoberfreundlich und hilfsbereit. Zur Hauptsaison stelle ich es mir eher kacke vor, heiß und voll, abends Krieg um die letzten Baklava, verzogene Bälger, Randale im Gucci-Geschäft.. Aber das schöne große Bett vermisse ich.. und die Baklava.. und Suppen zum Frühstück..

Man liebt Autos und Kinder
Man liebt Autos und Kinder

Wir fuhren etwas wehmütig weiter, da wir in Antalya echt viel erledigen mussten und die türkische Südküste nicht gerade eine Wohnmobil-Anfänger-Region ist. Es war oft nicht ganz einfach einen halbwegs sauberen und ruhigen Platz zu finden, an dem man auch noch ein bisschen was machen kann. Eines Nachts um zwei wurden wir auch von der Polizei geweckt, die unsere Pässe sehen wollte, uns aber beim Anblick der süßen Baby-Pässe zum Glück milde weiterschlafen ließ. In einer anderen Nacht in Antalya lieferten sich Straßenhundegangs lautstarke Bandenkriege rund um unser Wohnmobil herum. Manchmal übersahen wir abends die wundervollen, hohen Minarette nebenan und wurden kurz vor Sonnenaufgang vom Gebet aus dem Schlaf gerissen. Dazu ist die liebreizende Vega ohnehin nachts 4-5 Mal wach und möchte sich Maris Gegenwart versichern.. alles in allem war es eine etwas anspruchsvollere Phase unserer Reise, wenn wir auch von Griechenland - wo es einfach niemanden juckt, wo du stehst und es alle paar Kilometer mindestens einen wunderschönen einsamen Strand gibt - sehr verwöhnt waren. 

In Antalya dann mussten wir eine Gasfirma finden, die uns unsere deutschen Flaschen füllt, Kokosfasersubstrat für unser Klo (Trenntoilette) auftreiben, eine neue Bordbatterie einbauen lassen. Antalya ist eine Stadt mit über 1 Million Einwohnern und wir versprachen uns sehr viel Stress und Wut.. aaaaber: Magischerweise fanden wir über Facebook eine Frau, die vor wenigen Wochen dort Gas bekommen hat und uns die Koordinaten schickte (wir verfuhren uns trotzdem), außerdem empfahl uns ein Bekannter jemanden, der uns wiederum eine Batteriewerkstatt empfahl UND denen, als wir dort waren, am Telefon erklärte, was wir wollen. Beim Einbau unter dem Fahrersitz tauchten außerdem viele Spielzeuge, Münzen und Brotscheiben wieder auf, die wir schon vermisst hatten. Wir tranken Tee und Manu plauderte per Translator mit dem Werkstattchef. In der Türkei gibt es für alles beim Auto eigene Werkstätten. Man geht zum Ölwechsel woanders hin, als zum Benzinpumpe wechseln. Ohne Hilfe wäre es für uns sicher sehr umständlich geworden, den richtigen Laden zu finden. Danke! 

Am Ende lag der Bauhaus-Baumarkt mit dem Kokossubstrat-ähnlichem Zeug für unser Klo noch direkt neben dem angenehm leeren Ikea, wo wir zum Spielen und Mittagessen reingingen. Ein magischer Tag. Wir konnten es nicht glauben. 

Die Nacht verbrachten wir außerhalb an einem sehr sehr dreckigen Strand. Dort trafen wir Hartmut und Sandy aus Wien wieder, die wir vorher schonmal getroffen hatten. Sie wollten mit ihrem Babygirl Leonie eigentlich auch nach Kappadokien, aber in den Bergen lag noch Schnee. Wir beschlossen mehr oder weniger gemeinsam noch etwas an der Südküste entlang zu fahren, bis es wettermäßig besser werden würde. 


Auf dem Weg nach Kappadokien erlebten wir ganz, ganz viel Freundlichkeit, bekamen eine Basilikumpflanze geschenkt, fuhren an vielen Bananenplantagen vorbei und heizten generell krass durch - bis zu 3h am Tag! Die Küste vor Mersin, war für unseren Geschmack etwas zu dicht besiedelt. Auf dem Weg nach Norden wurde es besser und wir fuhren auf leeren dreispurigen Autobahnen durch endlose Steppen. Einmal schliefen wir auf dem wunderschönen Campus der Uni in Sivas, wo wir den Morgen bei Linsensuppe in einem Café mit Indoor-Spielplatz verbrachten. Und dann fuhren wir wieder durch endlose Weiten bis wir schließlich in Derinkuyu ankamen, wo es eine hammermäßige unterirdische Stadt gab! 

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