Magic Way to Turquey

Karpathos ist eine supergeile Insel. Endlich gab es wieder nennenswerte Wälder und dazu eine abenteuerliche Bergstraße und auch wieder wuuunderschöööne Strände. Wir waren in einem malerischen Städtchen namens Olymbos, das übrigens endlich mal so aussah, wie man es von Griechenland-Klischeebildern kennt: Gässchen, steil, hoch über dem Meer - nur ohne Sonne und eher mit Regen. Und Gewitter. Mittlerweile haben wir eine kleine Blitzparanoia entwickelt, da wir an Stränden nachts schon häufig erlebt haben, wie Blitze keine 300 Meter entfernt einschlugen. Im Wohnmobil ist alles auch noch tausendmal eindrücklicher und lauter und außerdem glauben wir irgendwie nicht so ganz, dass das GFK-Dach zum faradaischen Käfig dazu gehört.. ist ja nicht aus Stahl.. Wenn wir also bei Gewitter sehr exponiert - z.B. an einem weiten flachen Strand - stehen, müssen wir Alma nachts wecken (sofern sie nicht ohnehin schon kreischend mit den Händen auf den Ohren und vor Angst geweiteten Augen auf dem Bett sitzt) und Manu und sie schlafen dann unten auf dem höchst unbequemen Notbett - sehr nervig. Mittlerweile schauen wir immer nach dem Wetter und suchen einen passenden Nachtplatz. Seit dieser einen Nacht auf Karpathos, in der sich ALLE Gewitter Europas über Karpathos, über unserem Wohnmobil getroffen haben. Kann man übrigens bei Kachelmann sehr gut nachverfolgen. Es war so so laut, so hell, stundenlang. WIr standen schon einigermaßen ok, neben zwei hohen Felsen, aber entspannt waren wir trotzdem nicht.. Am nächsten Tag trafen wir Valerio und Nika wieder und beschlossen, zusammen irgendwo zu stehen. Ein Sturm war angekündigt und unser erster Platz war sehr nah an einer Baustelle und ziemlich ungeschützt (dafür aber mit einem fantastischen Blick!!). Valerio fand einen ganz guten windgeschützten Platz auf dem Hof einer netten Lady, die wir fragten, ob wir eine Nacht da parken könnten. Natürlich kein Problem. Um sie nicht noch mehr zu belästigen, schlugen wir die Einladung zum Kaffee dann natürlich aus. Eine Stunde später klopfte sie aber an unsere Tür, wo wir alle zusammensaßen und brachte uns zwei riesenhafte Teller mit kleinen, todesleckeren, fettigen, warmen Berlinern in Honig vorbei. Panisch begannen wir zu überlegen, wie wir uns bloß revanchieren könnten und durwühlten das Wohnmobil, während der Sturm langsam abflaute. Wir fanden ein Foto von uns und dem Wohnmobil, auf dessen Rückseite, wir unsere Tochter zwangen, etwas zu "malen" und mit Google-Hilfe Dankesgrüße hinschrieben. Am Morgen klopften wir also, überreichten Lady und Ehemann die gespülten Teller, lobten das herrliche Fettgebäck, bedankten uns mit Karte und schwedischem Naschwerk (ein Glück, dass wir das noch hatten) und eine gute halbe Stunde später fuhren wir wieder los. Wie konnte es auch anders sein - mit einer Tüte Obst und selbstgebackenen Spinattaschen von der Lady im Gepäck. Es ist zum Haare raufen!

Das war vorerst der letzte Sturm und am nächsten Tag fuhr schon unsere Fähre nach Karpathos. Neun lange Stunden - zum Glück mit Kabinchen und herrlicher Dusche, die einigen von uns gar nicht so vorkamen. Bei einem Zwischenhalt auf Rhodos mussten Manu und Valerio nämlich die Autos wieder runter fahren, damit andere vorbeikonnten und so (Hat es wohl jemand beim Einfahren verkackt). Über eine Stunde standen sie am Hafen rum und Valerio war ganz schön genervt, dass nichts vorwärts ging, Manuel hingegen würde später noch lange Zeit von dieser einen magisch ruhigen Stunde in der goldenen Abendsonne von Rhodos schwärmen, als er einfach nur unbehelligt Musik (seiner Wahl) hören und entspannt aufs glitzernde Meer blicken durfte.. Woran das wohl liegen mag?

Wir kamen spät auf Kos an. Es war erstaunlich unstressig, obwohl wir die Kinder wecken und rumtragen mussten und dann auch noch ne halbe Stunde gefahren sind, bis wir am Nachtplatz waren. Valerio und Nika waren auch wieder dabei. Am nächsten Tag fuhren wir erstmal in einen wunderschönen Pinien-Zauberwald, in dem ne ganz ordentliche Menge wilder Pfauen und Katzen in friedlicher Koexistenz zusammen lebten (google-Kommentar über den wir wohl noch bis ans Ende unserer Tage lachen werden: "Nothing special, more cats than Peacocks") Es war gerade Paarungszeit und alle paar Minuten führten Pfauen völlig abgefahrene Tänze auf und klappten ihre Räder auf. Meist galten die natürlich den völlig desinteressiert wirkenden Pfauenweibchen, aber einige wenige Male (ohne uns jetzt loben zu wollen) auch uns.

Natürlich übernachteten wir im Pfauenwald und es war ein ganz mystischer Abend, als die Pfauen nach und nach im Abendrot alle in die Bäume hochflogen und überall diese langen Pfauenschwänze aus den Pinien hingen. Die Nacht war überraschend ruhig - mehr Pfauen- als Katzengesang, aber alles im Rahmen - und am nächsten Tag fuhren die anderen zu einem Strand mit warmer Quelle und wir wollten ein bisschen die Insel erkunden. Erst waren wir tierisch genervt von Kos, weil es schon wieder unfassbar dreckig war, überall alte Matratzen und Plastikschrott rumlag und die Nordseite der Insel offenbar die Müllkippe war. Der Sack Müll, den wir also im Westen am Strand gesammelt hatten, würde einfach demnächst im Norden in einer Schlucht geworfen werden.

Dann fanden wir aber Magic Beach, wo wir völlig allein direkt am Strand stehen konnten und der nach Aufräumaktion sauber genug zum Spielen war. Es war niemand dort und pro Tag kamen maximal zwei Personen vorbei. Wir hatten fantastische 20 Grad, strahlende Sonne, eine erfrischende Stranddusche und seeeehr viel Zeit. Es stellte sich heraus, dass die einzige Fähre nach Bodrum, die auch Fahrzeuge transportierte, noch zwei Wochen lang gewartet werden würde und so lebten wir eben eine Woche am Strand. Valerio und Nika kamen irgedwann für einige Tage nach, wir verbrachten mal ein zwei Nächte woanders und gegen (dem etwas schwierigen) Ende unseres Aufenthalts standen wir noch ein paar Tage bei dem Strand mit der heißen Quelle. Eigentlich war es keine Quelle, aber man stieß auf heißes Wasser, wenn man in Meeresnähe ein Loch in den Sand gegraben hat. Ganz witzig. Haben dort schön warm in der Sonne gebadet. War auch kaum ein Mensch dort.

Als der Tag der Abfahrt kam, stellte sich leider heraus, dass die Fähre so winzig war, dass nur ein Fahrzeug, das höher als 2 Meter ist, draufpassen würde. Eine Französin mit ihrem Overlander, die sich vorher schon schlau gemacht hatte und schnell schnell schnell war. Valerios und Nikas Hiace hätte halb auf der Laderampe stehend noch drauf gepasst und der Captain wäre auch so gefahren, aber leider haben Valerios Nerven versagt und er entschied, so nicht mitfahren zu wollen und lieber morgen mal zu versuchen, ob nicht unsere beiden nebeneinander doch reinpassen würden. Das Problem war, dass die Garage nur zwei Meter hoch war, in der Mitte der Decke jedoch eine Aussparung von 3,60 m (sagte der Captain) hatte. Weinsberg (2 Meter breit) und Heidi (1,70 Meter breit) verjüngen sich ja beide nach oben hin. Auf der Höhe von zwei Metern waren sie also inklusive Luft in der Mitte zusammen nur 3,40 Meter breit. Der Captain sagte, wir sollten es einfach mal morgen ausprobieren und wir könnten die dann noch etwas polstern, falls sie auf See beim schaukeln zusammenstoßen würden. Valerio und Nika boten uns aber liebenswerterweise gleich schon den Vortritt an, im Falle des Falles.. Am Ende kam es, wie es kommen musste: Der Captain hatte sich vertan und es gab nur 3,20 m Luft. Es war sehr bitter. Dazu hatten wir einen unfassbar unfreundlichen Zollbeamten, der uns erst gar nicht ausreisen lassen wollte und etwas viel Drama, weil wir nicht ausreisen wollten, ohne zu wissen, ob wir auf die Fähre passen.. Und während es am Tag zuvor problemlos möglich war, erst rumzurangieren und dann ein Ticket zu kaufen und auszureisen, ging es heute nur mit Ticket (das wir noch nicht hatten, weil wir erst auf der Fähre schauen wollten, ob wir passen..) Für Nika und Valerio war es doppelt kacke zurückzubleiben, da die nächste Fähre schon ausgebucht war und die übernächste erst eine Woche später fahren würde. So selbstlos haben sie uns unseren schon gebuchten All-Inklusive-Urlaub ermöglicht, dass wir das nie vergessen werden. (Sie haben es eine Woche später - als wir in Tekirova eingecheckt hatten, dann auch geschafft.)


Unter Deck versteckt sich noch ein PKW
Unter Deck versteckt sich noch ein PKW

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