Kreta post-Gavdos

Plakias
Plakias


Die Rückfahrt von Gavdos war höllisch! Das Schiff schaukelte auf meterhohen Wellen, die über die Reling an Deck schlugen, wo unser Weinsberg fest angekettet der Gischt trotzte. Derweil, einige Meter höher, Vega sich über meine Jacke, Hose, Schuhe weinend übergab und Alma wie wahnsinnig schrie und sich an mich klammerte. Manu kämpfte sich kreidebleich zum Auto und holte Eimerchen und Küchenrolle. Irgendwann fielen beide Kinder in Panikschlaf und auch das Meer beruhigte sich etwas. Manu fixierte irgendeinen Punkt am Horizont, ich machte die Augen zu und voila - schon hatten wir einen angenehm entspannten, beinahe romantischen Nachmittag. Mein bisher offenbar recht naives Verhältnis zum Reisen auf Fähren hat seitdem jedoch gelitten. 

Die Fähre fuhr übrigens auch auf dem Rückweg noch andere klitzekleine Städtchen an, manche mit dem Auto gar nicht erreichbar und wir hatten natürlich total Bock, dort schon auszusteigen, aber man kann nicht alles haben. Irgendwann kamen wir in Chora Sfakion an, fuhren geradewegs zur Tankstelle und tankten 78,6 Liter Diesel in unseren 80l-Tank. Das war knapp, wa.  

Es regnete und regnete und die Straßen verwandelten sich in Flüsse. Die nächsten Tage hielten viele nette und interessante (auch ein paar sehr hässliche Müll- und Verwesungsgeschichten, aber man stumpft ab...) Sachen für uns parat, aber der Regen machte uns mürbe. Es wurde kalt, ein Sturm wurde erwartet und so mieteten wir uns für zwei Tage ein Appartement in der Nähe von Plakias, in dem Vega ihre ersten freien Schrittchen während eines Stromausfalls im Dunkeln machte. Während es strömend schüttete, saßen wir inmitten unserer feuchten Wäsche in diesem Hotelchen ohne Wäschetrockner fest, wo es aber zumindest an einem Tag warmes Wasser gab und in der Lobby einige nackte creepy Barbies, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten. Der Sturm war übrigens der Auftakt zu einer Reihe von Stürmen und extrem starken Regenfällen, die in Kreta innerhalb von drei Wochen Schaden in Millionenhöhe anrichteten und 5 Menschenleben forderten. Bei unserer Abreise wurden wir von der Lady so reich mit Obst und Öl beschenkt, dass sie an uns keinen Cent verdient haben kann. Es war wieder unglaublich großzügig und freundlich. Die wichtigste Erfahrung, die man machen kann.


Irgendwie riss uns der östliche Süden Kretas auch nicht mehr wirklich vom Hocker und wir beschlossen, die Insel zu verlassen. Wir besuchten noch einen schönen Eselgnadenhof in der Nähe von Matala und fanden wundersamerweise tatsächlich am letzten Tag auf dem letzten Campingplatz eine wirklich gute heiße Dusche! In Sitia buchten wir also ein Schiff nach Karpathos und trafen am Hafen auch Nika und Valerio wieder, von denen wir die magische Seeroute in die Türkei bekommen hatten. 

Es war sehr schön auf Kreta. Und es war einfach großartig, diese ganz besondere, rauhe und schroffschöne Landschaft so direkt und nah ohne die Touristenmassen erleben zu dürfen. Es ist schon was besonderes, direkt an einem wundervollen Strand oder direkt an einem einsamen Ort in den Felsen schlafen zu gehen und aufzuwachen. Und für uns war es zu diesem Zeitpunkt auch etwas besonderes, länger um einen Ort, wie Palaiochora oder Rethimno und Plakias zu kreisen und Orte mehrmals zu besuchen. Hat sich direkt heimatlich angefühlt, zu wissen, wo die beste Bäckerei ist und wo der schönste Schlafstrand..

Aber als wir auf der Fähre Richtung Karpathos waren, freuten wir uns auch sehr, wieder unterwegs zu sein - zu neuen Ufern. 

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