Falënderoj, Shqipëria

Wir kamen nachmittags in Albanien auf einer Autobahn an, die von vielen domestizierten Tierarten rege mitbenutzt wurde. 

Die Berglandschaft war ebenso eindrucksvoll, wie die Müllberge am Straßenrand. Da der Grenzübertritt wieder total easy war, hatten wir mehr Zeit als erwartet und beschlossen einfach bis ans Meer zu fahren, da wir auch nicht soo scharf drauf waren, den Nachmittag irgendwo in einem zugemüllten Autobahndorf zu verbringen.. Es wird ja neuerdings ärgerlicherweise immer um Punkt 17 Uhr plötzlich saudunkel. So auch an diesem Tag. Und nachdem die Autobahnfahrt schon interessant bis fragwürdig (Tiere, Bodenwellen, „Fahrzeuge“, 10cm-Schwellen, Fahrstilmix) aber hauptsächlich lustig war, waren wir zuversichtlich, die letzten 10 Kilometer im Dunkeln auf einer albanischen Landstraße auch noch zu meistern. (Normalerweise fahren wir nicht im Dunkeln.) 

Haja, war lustig. Im Nachhinein. 

Die „Landstraße“ war halt ein seeeehr schmaler relativ festgefahrener Lehmweg mit seeehr tiefen Löchern und im Geiste habe ich mich mehr als einmal von unserer ausfahrbaren Einstiegstufe (KLONK) und Abwassertank (KNIRSCH) verabschiedet. Ganz zu schweigen, dass ich irgendwie Schiss hatte, Weinsberg fliegt einfach um, wenn er so weiterschaukelt. Es war stockfinster. Wir erschreckten außerdem ein paar Leute, die ihre Kuh nach Hause brachten. Nach langen, bangen 4 Kilometern schafften wir es auf eine geteerte Straße und ans Meer und sahen ein Restaurant, das auch ein Wohnmobil auf seinem Schild hatte. Dort durften wir am Wasser parken und königlich Speisen. Die Luft war wunderbar feuchtwarm und Nebel lag über der bewegungslosen Lagune. Es war so schön. Der perfekte erste Abend im wundervollen Albanien.

Kleine Bucht für uns allein
Kleine Bucht für uns allein

Wir nutzen das WLAN, notierten ein paar interessante Orte und machten einen Plan für paar Tage mit Deluxe-Campingplatz am Ende. Wir würden einfach Wasser sparen und uns im Meer waschen. So war's dann auch. Fast. Hat alles wegen landschaftlicher Schönheit und fantastischem Sommerwetter länger gedauert. (Details gibt's auf Anfrage, aber ja, man kriegt Geschirr mit Küchenrolle schon recht sauber, wenn man direkt nach dem Essen „spült“.) Der Deluxe-Campingplatz hatte am Ende zu und wir nahmen mit einem sehr charmanten, sehr einfachen Campingplatz vorlieb, wo wir wenigstens waschen und duschen konnten und die einzigen Gäste waren. 


Ich kann sagen, dass Albanien uns absolut begeistert und fasziniert hat. Wäre nicht die Sache mit dem Müll - an dessen Anblick man sich aber fast irgendwie gewöhnt und etwas abstumpft (Mitursache des Problems) - die Landschaft wäre ein traumhaftes Paradies. Mein zweiter persönlicher Lieblingsort der ganzen bisherigen Reise liegt deshalb trotzdem hier in Albanien. Eine natürliche wenige Kilometer lange Landzunge, einige hundert Meter breit, mit kleinen felsigen Hügeln, bizarren, wellengeformten Klippen und Felsen, einem langen, breiten, etwas weniger müllübersähten Sandstrand und einer kleineren felsigen, noch weniger müllübersähten Bucht gesäumt von einem dichten, duftenden Pinienwald. Diese unglaublichen Sonnenuntergänge, ein Abend wo wir mal abends noch zu zweit draußen sitzen konnten und morgens und abends kamen erst die Ziegen, dann die Schafe, dann die Kühe vorbei.. 

Obwohl nicht alles nur toll war, denn abends auf dem Weg nach Hause umzingelten uns mal wilde Hunde am Strand (hatten zum Glück Angst vor dem Wasser) und ein Ziegenbock hat unseren Basilikum gegessen und der ewige Müll und dass wir wegen Wasser- und Unterhosenmangel einfach dort wegfahren mussten.

Ich bin sicher, diesen Ort wird es in einigen Jahren nicht mehr so geben, denn er ist noch nicht mal als Nationalpark o.ä. geschützt und ich vermisse ihn jetzt schon. Sehr.



Schlafen im Burghof
Schlafen im Burghof

Und wir haben noch so viel mehr cooles und verrücktes erlebt, was ich nicht lang und breit beschreiben will, da es ohnehin jeglicher Objektivität entbehrt, weil alles in dieses warme mediterrane Abendlicht getaucht war..


Aber einmal parkten wir zum Übernachten tatsächlich in einer Burgruine drin und dann wieder an einem wunderbaren Felsenkap. Einmal fuhren wir unter einem Stromkabel durch, das an den Dachluken hängen blieb und einmal verfolgte uns ein Hund zwei Kilometer bis zum Schlafplatz, weil wir ihm Brot gegeben haben (Er hat dann noch Nudeln bekommen und bewachte zum Dank die ganze Nacht unser Auto). Wir haben uns so gefreut, als wir beim Gemüsekaufen einen Jungen getroffen haben, der ein bisschen plaudern wollte, weil er mal zwei Jahre in Deutschland gelebt hat. Und es war soo nett, als eine Lady, Alma Mandarinen geschenkt hat. Viele kleine nette und lustige Begegnungen. Überhaupt war es, glaub ich, die lockere und ehrliche Freundlichkeit der Leute, die Albanien für uns so schön gemacht hat. Wir haben uns überall immer willkommen gefühlt und wirklich jede(r) war hilfsbereit und lustig und hatte ein Lächeln und einen Joke übrig. Meistens gab's noch Küsse für die Kinder und einmal auch für mich. Ich hab mich voll gefreut.

Wir sind ja sozial voll ausgehungert. Es war wir ein Rausch. 

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