Baltikum im Schnelldurchlauf


Auf der Fähre nach Tallinn herrschte Hochbetrieb und es gab absolut KEINE Tische auf denen kein Schild stand, dass man nur an Bord gekaufte Speisen verzehren darf. Find ich ganz schön kacke. Wir gingen also an Deck, weil wir nicht eine Stunde warten wollten um mit 500 anderen Menschen in einem Raum zu frühstücken und Voila - die liebe Sonne kam raus, das Deck war teilverglast und überdacht und es gab wunderbare Loungemöbel. Wir genossen unser Frühstück und waren gerade fertig, als das Schiff in eine Nebelbank fuhr. Sehr schön und mystisch, leider auch kalt, also verbrachten wir den Rest der 2,5h langen Fahrt im Kinderparadies mit sehr vielen anderen Kindern und einem super Programm. Bei einem Spiel konnten die Kinder Münzen mit dem Bild des Schiffes prägen, Alma hat sich dummerweise nicht getraut, aber die Animateurin hat irgendwie bemerkt, wie scharf wir auf die Münze waren, so dass sie uns nach der Show welche vorbei gebracht hat.. Haben wir erst verschämt abgewunken aber natürlich angenommen.. Sind sehr coole Münzen! Den geilen großen Flummiball mit dem darin eingegossenen Schiffsmaskottchen Ville Viking und das Päckchen Bonbons hat unser Kind dann glücklicherweise selbst gewonnen, indem sie mit olympischer Sicherheit bunte Säckchen in einen Korb warf. Viele fragen sich vielleicht, wie viele Säckchen es waren.. Fünf! Und sie hat alle fünf versenkt. 

In Tallin angekommen fuhren wir zu einem Campingplatz außerhalb der Stadt und wuschen mal wieder viiiel viiiel Wäsche. Es regnete und alles war nervig. Die Duschräume waren ungeheizt und die Küche zu ungemütlich zum Verweilen, dafür waren wir mal wieder die Einzigen dort, es gab einen Spielplatz und alles war neu. (Neu ist immer besser!) Den nächsten Regennachmittag verbrachten wir in Tallinn im sehr süßen Kindermuseum und im Park und übernachteten auf dem Parkplatz des botanischen Gartens. In der Nacht hat ein Tier den Inhalt eines gewissen Töpfchens gegessen, das gewisse Menschen kurz neben das Auto gestellt hatten, um es später zum Klo zu bringen.. 

Am nächsten Tag in Tallinn war es wunderschön sonnig und interessant. Haben eine alte Kirchenruine angeschaut. (Überhaupt gibt es viele coole Ruinen hier zu sehen). Wir waren mal wieder indisch essen, das Restaurant war vielleicht einen Tick zu hip um mit Kindern hinzugehen, aber es lief alles halbwegs glatt, Vega gelang es erst gegen Ende ein Kännchen Mandelmilch umzulassen und immerhin bekam Alma zu ihrem Kindergericht ein Glas Buntstifte und Papier dazu. Der Schminktisch im fancy Kloraum erwies sich als idealer Wickeltisch, da der Spiegel hinter ihrem Kopf Vega dermaßen fesselte, dass sie richtig schön ruhig dalag. Das Essen war übrigens fantastisch! 

Der Rest des Tages war auch einfach schön. Tallinn lohnt sich definitiv besucht zu werden und wir werden bestimmt mal wiederkommen. 

Wir verbrachten einige Tage auf Hiiumaa und Saarema - zwei wundervolle estnische Inseln. Vor allem Hiiumaa hatte einiges cooles und bewegendes zu bieten. Eher zufällig stießen wir am ersten Abend auf das schöne und traurige Denkmal für die Kinder, die bei der Estonia-Katastrophe gestorben sind. Eine stumme Glocke im Wind. 


Außerdem auf Hiiumaa: Wundervolle Strände, vier Leuchttürme, ein echt schöner aber supercreepy Wald voller Bunker und Türme aus dem zweiten  Weltkrieg (glauben wir), wo man auch „einfach“ reingehen konnte (ich kann da leider auch mit Taschenlampe nur maximal soweit rein, dass ich den Ausgang sehe, sonst scheiß ich mir vor Angst in die Buxe.) Ich finde, die Geschichte lastet zu schwer und düster über solchen Orten. Trotzdem auch etwas faszinierend.

Wo die Geschichte überhaupt nicht lastet sondern eher glücklich schaffend sprudelt, ist ein selbstgebauter Freizeitpark auf Hiiumaa. Sowas cooles und leider zu. Da ist ein Mann, der hat den Eifelturm aus Holz nachgebaut (schon so 20m hoch und zum hochgehen) und danach noch ein Schloss, dann noch eine Rakete usw usw alles ziemlich so, wie das Floß und die Lok auf dem ersten Garbicz-Festival. Also richtig liebevoll und aus Holz und sehr crazy. Ein wirklich riesiger Hund holte uns beim Auto ab und führte uns im Regen etwas auf dem Gelände rum. Netter Typ.

Es war wegen Übermüdung alles etwas surreal auf der Insel, aber das Seltsamste war eine Wüste mitten im Wald. Vielleicht ein bis zwei Kilometer lang aber man sieht sie auf Satellitenbildern. Wir waren dort ganz allein im superfeinen Sand. Ein schöner besonderer Ort.

Leider aber regnete es einfach zu viel und das ist bekanntermaßen übelst nervig im Wohnmobil und wir beschlossen (mal wieder), zügig nach Süden zu fahren. Schade schade. Hiiuma war ein cooler Ort und wir haben den letzten der vier Leuchttürme nicht gesehen. Lettland und Litauen waren für uns dann leider nur - wunderschöne und äußerst interessante - Transit-Zonen. 

Highlights Lettland: 

Endloser Sandstrand und Barockschloß „Rundale“. Kein Scherz, ich würde mir nun jederzeit wieder ein Barockschloß ansehen.

Riga haben wir einfach mal ganz keck weggelassen

Highlights Litauen:

Europas geographische Mitte 

Hesburger (finnischer McDonald's)

Vilnius







Es ist manchmal sehr schade, so schnell irgendwo durchzuheizen und es ist auch sehr krass und ungewohnt mit so vielen Eindrücken klarzukommen. Ich weiß eigentlich nie, welcher Wochentag ist und in den letzten Tagen wusste ich manchmal auch nicht mehr, in welchem Land wir gerade sind.. Lettland, Litauen? Es ist psychisch schon etwas anstrengend, vor allem wenn es noch dazu regnet und die Nächte mit Vega kacke sind. Wir haben also beschlossen, demnächst - nach drei Monaten - mal einige Pausetage einzulegen, wissen aber noch nicht so genau wie und wo, aber wir kriegen auf jeden Fall Familienbesuch und freuen uns schon. 


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