Svartisen, Láhko und Lofoten

Wir sind in der Arktis und haben wirklich sehr unspektakulär vor einigen Tagen auf einer Fähre im Nebel den Polarkreis überquert. Es kam immerhin eine Lautsprecherdurchsage und auf einer kleitzekleinen Insel stand eine Skulptur. 

Dann haben wir erstmal einen sehr sehr coolen Ausflug zum Svartisen-Gletscher gemacht (unbeschreiblich schön, also sage ich es in Bildern) und sind außerdem durch einen elend (3km) langen unbeleuchteten, steil bergauf führenden, einspurigen Baustellentunnel zu einem wundervollen Naturpark gefahren. Dort oben gab es zwei ziemlich hohe Staudämme, die tatsächlich aus losen aufeinander liegenden Steinen gebaut waren. Trotz aller rationalen Überlegungen, a la „wenn irgendwer weiss, wie man Staudämme baut, dann wohl norwegische Staudammbauer..“, war es uns zu mulmig unterhalb dieser zu nächtigen und wir fuhren bis ganz nach oben auf die Berge und wurden dafür sehr belohnt.

Es war eine wunderbare felsige Hochebenenlandschaft mit den abgefahrensten Felsformationen und -mustern gerahmt von ein paar schneebedeckten spitzen Gipfeln und ein paar runden Felskuppen. Dazwischen einige große Seen und Hochmoor. Man hatte sofort Lust, loszulaufen. Es war ganz ganz still und kalt. Man konnte nur hören, wie ein Wasserfall auf der anderen Seite eines Sees, 3 Kilometer entfernt, hinabstürzte. Es machte mich traurig, dort wegzufahren. Heißt Láhko, der Park. Ich wusste gleich, dass Fotos die Schönheit da nicht hinkriegen und hab's gelassen.. neee, Akku war leer. Manu hat schöne gemacht, die folgen bald.

Lahko
Lahko

Diese ruhige Landschaft hat mich persönlich innerlich irgendwie mehr angesprochen, als die Lofoten, die aber auch sehr beeindruckend und wunderschön sind und einfach viel Spaß machen, da man hier in einer Stunde wandern das bekommt, wofür man in den Alpen 5 Stunden braucht (allerdings nur, weil es in dem Alpen hervorragende Wanderwege und Steige gibt) -spektakuläre Ausblicke, quasi von jedem zweiten Hügel. Ich glaube der höchste Berg hier hat knapp 1000m, aber sie sind alle einfach extrem steil und spitz oder skurril. Sehr faszinierend.

Unten links das Wohnmobil - ist btw kein Drohnenbild
Unten links das Wohnmobil - ist btw kein Drohnenbild

Zwischen den Bergen ist viel Morast und unsere Schuhe leiden sehr. 


Übrigens ist uns, obwohl wir in der Arktis sind, nicht kalt. Zum Teil mag es daran liegen, dass jeder von uns einen großen Teil des Tages ein Kind einen „Wanderweg“* hinauf trägt, bei dem man meist klettert und nicht geht. Aber es ist auch nicht kalt. Meist 15 bis 18 Grad. Nur wenn der Wind weht, dann weht er kalt. Kennen wir schon von Island. Deswegen haben wir auch ein irres Arsenal an Mützen und Stirnbändern aller Stärken und Größen dabei.

Die hängen bei uns an der Decke in den Lüftungsschlitzen des oberen Bettes.

*Zu den Wanderwegen: die sind meist unglaublich mies. Meist fangen sie total schön an: es gibt einen klaren Start, ein Schild, ein paar Stege über den Morast.. sie enden auf einer rutschigen schrägen Felsplatte 100m über einem Gewässer oder auf einer senkrechten Wiese 100m über einer waagerechten Felsplatte.. So können wir auch leider DIE Wanderung schlechthin hier - zum Reinebringen -  nicht machen. Der Weg ist gesperrt und unpassierbar. Irgendwie scheint Norwegen und insbesondere die Lofoten vom Wandertourismus überrollt worden zu sein.. Die haben die schönsten Berge aber kaum Wege. Hier wird wohl das Meer mehr geliebt. Es ziehen sich dann kilometerlange meterbreite Matschtrassen durch die Moore, wo die Touristen täglich zu Hunderten zu den schönsten Spots wie Kvalvika-Beach hindurchstapfen. Wenn es felsig wird, sucht man sich seinen eigenen Pfad (es wird immer felsig) und so geht die Natur ziemlich vor die Hunde. Ich bin etwas überrascht. Hab mir Norwegen diesbezüglich anders vorgestellt, aber andererseits pilgerten da jahrzehntelang nur einige Hurtigrutentouristen durch und erst seit einigen Jahren sind sie so hip.. Apropos hip.. wohin kacken eigentlich die ganzen coolen Kids, die am Kvalvika-Beach zelten? Ich hoffe doch neben den toten Wal...

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Kommentare: 3
  • #1

    Barbara (Samstag, 01 September 2018 11:57)

    Super spannend. Ich freue mich für euch.

  • #2

    Nanne (Mittwoch, 05 September 2018 20:05)

    Das ist ja ein besonderes Gebirge, nicht zu vergleichen, mit dem, was man so kennt. Es gibt doch Wanderungen in den Bergen, ich glaube mehr im Süden, von denen viele Norwegenurlauber beeindruckt sind. Ich war 1970 in Finnland und Norwegen, da gab es im Geiranger- und Sonjefjord kaum Touristen, geschweige denn Kreuzfahrtschiffe. Deswegen will ich dort auch nichtmetrisches hin. Die Erinnerung will ich mir bewahren.
    Ich verfolge eure Fährt weiterhin. Klappt es mit den Kindern?
    Gruß aus Mantua, herrliche Renaissance Stadt
    Nanne

  • #3

    Mari (Montag, 10 September 2018 21:43)

    Hey Nanne,
    schön von dir zu hören und dass euch Mantua so gefällt.. ich glaube Romeo wurde dahin verbannt, oder? Die Wanderungen hier auf den lofoten sind eigentlich immer beeindruckend aufgrund ihrer Aussicht. Wir haben mittlerweile ein paar Wege gefunden, deren Zustand sogar sehr gut war - eine Kletterpartie wurde es trotzdem immer, aber dann ist man auch schneller oben. Ich schreibe bald ein kurzes Resümee über unsere ersten Wochen Vanlife. Aber schonmal vorweg: Die Kinder finden es gut und alles klappt ganz gut.
    Schöne Zeit euch noch in Mantua und ganz liebe grüße